Rohstoffgeschichten
Die Lärchenharz-Gewinnung hat im Alpenraum eine jahrhundertealte Tradition. Volksmedizinisch wurde der Lärchenbalsam hauptsächlich von den Bauern, in der Tiermedizin und als Zusatz für Salben bei Hautunreinheiten und Wunden nach traditionellen Rezepten verwendet.
Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts waren die Methoden der Gewinnung jedoch nicht besonders waldschonend. Bei der Lärche lagern sich größere Mengen Harz in Harzrissen ab, die auf Grund von Spannungen im Holz entstehen. Früher schlug man mit der Axt einen tiefen Kanal in den Stamm und brachte ein Gefäß darunter an, in dem das auslaufende Harz gesammelt wurde. Der offene Harzkanal erhöhte die Infektionsgefahr des Baumes durch Pilzsporen und das offene Harzgefäß minderte die Qualität des Harzbalsams durch Verdunstung des wertvollen Terpentinöls und Verunreinigung durch Wind, Regenwasser und Insekten.
Waldschonende Harzentnahme heute
Heute wird das Harz durch sorgsames Anbohren der balsamharzgefüllten Risse im Baumstamm gewonnen. Es werden nur Bäume genutzt, die innerhalb der nächsten 10 bis 15 Jahren gefällt werden und bereits ca. 80 bis 120 Jahre alt sind.
Die Bohrung wird einmalig im Frühjahr am Fuße des Baumstammes vorgenommen und ist ein mühsamer und kräfteraubender Arbeitsvorgang. Dabei wird die von der Sonne erwärmte Südseite des Baumes angebohrt, weil Wärme die Harzbildung und den leichten Abfluss des Harzes fördert. Der 50-80 cm lange Bohrkanal schneidet die Harzrisse an und dient zugleich als Sammelbehälter für das aus den Rissen zufließende Harz. Die Harzbohrungen nutzen den Waldbesitzern in mehrfacher Hinsicht: Beim Anbohren der Stämme werden auch kranke Bäume ausfindig gemacht. Bis zur eigentlichen Harzentnahme ist noch Geduld erforderlich: Zwischen dem Anbohren und der ersten Harzgewinnung vergehen im Allgemeinen zwei Jahre.
Die Ergiebigkeit der Stämme und die Farbe des Harzes fallen sehr unterschiedlich aus. Das gewonnene Harz kann weiß, gelb oder grün sein. Am wertvollsten ist das sogenannte „Jungfernharz“, also die erste Ernte. Es ist glasklar und wird extra gesammelt und weiterverarbeitet. Der gereinigte Balsam wird in der Raffinerie auf langen Gestellen in Flaschen in der Sonne gebleicht. Das besondere Jungfernharz findet seine Anwendung in Künstlerfarben.
Die heutige Methode der Harzgewinnung schadet den Bäumen nicht, wenn sie sorgfältig durchgeführt wird. Man stellte sogar fest, dass der Harzriss in den Bäumen kleiner ausfällt und sich damit die Holzqualität verbessert.
Vom Baumharz zum Möbelbalsam
Nach einer ersten Reinigung über ein Sieb wird das Harz durch Wasserdestillation raffiniert. Dabei werden Wasser, Luftbläschen, Holzteile und andere Einschlüsse durch Erwärmung auf 70-80 °C und einer anschließenden Filterung durch Leinensäcke beseitigt.
Lärchenharzbalsam hat spezielle Eigenschaften, die ihn als einen hochwertigen natürlichen Rohstoff für viele technische Einsatzbereiche prädestinieren. So eignet er sich aufgrund seiner dauerhaften Elastizität und Klebrigkeit besonders zur Herstellung elastischer Lacke, die biegsam und geschmeidig bleiben müssen, z.B. bei Lederlacken.
AURO setzt den Lärchenharzbalsam im Möbelbalsam Nr. 173 ein, der langanhaltenden, natürlichen Schutz für Holzoberflächen garantiert.Trägt man den Möbelbalsam auf Holzmöbel und -fußböden, Linoleum oder Kork auf, erhält man honiggetönte, offenporige Oberflächen, die wasser- und schmutzabweisend imprägniert sind.
Quelle: Ursula Schnabl „Vom Glück mit dem Pech (die traditionelle Nutzung und Gewinnung pflanzlicher Rohstoffe und Arbeitsmaterialien am Beispiel der österreichischen Harzgewinnung)“, Diplomarbeit am Institut für Botanik der Universität für Bodenkultur, Wien, 2001